Die Legende vom Rietzer Berg

Riesen und Erdwürmer

In Rietz bei Brandenburg war einmal eine Hüne, der waren die Schweine auf der Weide gar weit auseinandergelaufen und alles Rufen war vergebens, sie konnte sie nicht mehr zusammentreiben; da riss sie endlich einen gewaltigen Eichenstamm aus, kam damit hergestürmt, trieb sie glücklich zusammen und kehrte nach hause zurück.
Unterwegs sah sie zu  ihrer großen Verwunderung einen Menschen, der pflügte, nahm ihn alsbald auf und packte ihn samt Ochsen und Pflug in ihre Schürze.
Damit kam sie nun zu ihrer Mutter gelaufen und sagte: „Sieh, Mutter, was ich da für Erdwürmer gefunden habe!“
Die Mutter aber sprach: „Geh eilends zurück, mein Kind und trage alles an seinem Ort, denn das sind unsere Vertreiber, die nach uns kommen!“
Und alsobald packte das Hünenmädchen alles wieder zusammen, ging zurück nach der Gegend von Brandenburg zu, wo sie den Pflüger gefunden und setzte alles wieder an seinen Ort. Darauf schüttete sie den Rietzer Berg auf, damit die Vertreiber nicht allzuschnell nach Rietz kommen können und der liegt nach bis auf den heutigen Tag da.

Quelle: Norddeutsche Sagen, Märche und Gebräuche aus Mecklenburg
aus dem Munde des Volkes gesammelt und herausgegeben von U.Kuhn und W.Schwartz bei F.U.Brockhaus, Leipzig, 1848